Fensterisolierung und ihre Risiken: Ein Leitfaden für Hausbesitzer

Liebe Hausbesitzer,

wir verstehen, dass die Entscheidung zur Verbesserung der Fensterisolierung in Ihrem Zuhause eine bedeutende Investition darstellt. Hochwertige Fenster mit einem niedrigen U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) tragen nicht nur zur Steigerung der Energieeffizienz bei, sondern erhöhen auch den Wohnkomfort. Doch diese Maßnahme birgt Risiken, insbesondere wenn die Wände Ihres Hauses einen höheren U-Wert aufweisen. In diesem Blogpost möchten wir Ihnen die Risiken, die mit der alleinigen Verbesserung der Fenster verbunden sind, erläutern und eine ganzheitliche Lösung präsentieren.

Risiken bei der Installation von Fenstern mit besserem U-Wert als die Wände

Das Problem des Temperaturgefälles

Wenn Sie Fenster mit einem niedrigeren U-Wert (z. B. unter 1,0 W/m²K) installieren, während die Wände einen höheren U-Wert haben, entsteht ein Ungleichgewicht in der Bauphysik Ihres Hauses. Die verbesserten Fenster reduzieren den Wärmeverlust erheblich, wodurch die Wände im Verhältnis dazu kälter bleiben. Dieses Temperaturgefälle kann zur Kondensation an den Innenwänden führen, was ein idealer Nährboden für Schimmelbildung ist.

Risiken der Schimmelbildung

Schimmel entsteht, wenn Feuchtigkeit in Kombination mit organischen Materialien auftritt. Bei unzureichender Belüftung und hohen Temperaturunterschieden kann Schimmel innerhalb weniger Wochen entstehen. Dies kann zu erheblichen gesundheitlichen Problemen wie Atemwegserkrankungen und Allergien führen (Fraunhofer IBP, 2021).

Einfluss von eingebauter Fensterlüftung

Vor- und Nachteile

Integrierte Fensterlüftungssysteme können dazu beitragen, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren und somit das Risiko der Schimmelbildung zu verringern. Diese Systeme allein reichen jedoch oft nicht aus, um ein ausgeglichenes Raumklima sicherzustellen, insbesondere wenn die Wände weiterhin einen hohen U-Wert haben (dena, 2020).

Eine umfassendere Lösung: Verbesserung von Wänden und Fenstern

Ganzheitlicher Ansatz

Wir empfehlen eine umfassende energetische Sanierung, die sowohl die Fenster als auch die Wände einschließt. Durch die gleichzeitige Verbesserung der Wände (z. B. durch zusätzliche Dämmung) können Sie das Risiko von Kondensation und Schimmelbildung erheblich reduzieren und die Energieeffizienz Ihres Hauses weiter steigern.

Erstellung eines Lüftungskonzepts

Ein gut durchdachtes Lüftungskonzept ist unerlässlich. Eine Kombination aus Fensterlüftung und dezentralen Lüftungsgeräten kann hier besonders effektiv sein. Dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung sorgen kontinuierlich für frische Luft und minimieren gleichzeitig Wärmeverluste (Bundesverband für Schimmelpilzsanierung e.V., 2021).

Bedeutung der richtigen Fenstergröße und der Isolierung in den Laibungen

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Installation neuer Fenster ist die richtige Größenbestimmung. Es ist wichtig, dass die Fenster so bemessen sind, dass genügend Platz für die Isolierung in den Laibungen bleibt. Diese zusätzliche Isolierung verhindert Wärmebrücken und trägt dazu bei, das Risiko von Kondensation und Schimmelbildung weiter zu minimieren.

DIN-Normen und doppelseitige Abdichtungen

Bei der Installation neuer Fenster ist es unerlässlich, die DIN-Normen für die Abdichtungen zu beachten. Die DIN 4108-7 und DIN 18542 geben klare Richtlinien für die doppelseitige Abdichtung vor, die notwendig ist, um eine korrekte Installation und langfristige Funktionalität sicherzustellen (DIN, 2023).

Mindestanforderungen für den Uw-Wert

Die Mindestanforderungen für den Uw-Wert bei Einzelmaßnahmen betragen 0,95 W/m²K. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass alle neuen Fenster diesen Wert erfüllen oder unterschreiten, um eine optimale Energieeffizienz zu gewährleisten (dena, 2020).

Besonderheiten bei denkmalgeschützten Gebäuden

Bei denkmalgeschützten Gebäuden gelten andere Regeln und Standards. Hier ist es oft nicht möglich, die gleichen U-Werte wie bei modernen Gebäuden zu erreichen. Dennoch können auch bei denkmalgeschützten Gebäuden durch gezielte Maßnahmen erhebliche Verbesserungen erzielt werden. Hier sollten spezielle Lösungen in Betracht gezogen werden, die den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht werden und gleichzeitig die Energieeffizienz verbessern.

Uw-Wert für jedes Fenster und Normfensterberechnung

Es ist unerlässlich, dass der Fensterinstallateur für jedes Fenster den Uw-Wert angibt oder eine Normfensterberechnung durchführt. Diese Berechnung ermöglicht es, die tatsächliche Energieeffizienz der Fenster zu bewerten und sicherzustellen, dass die energetischen Ziele erreicht werden. Weitere Informationen zur Normfensterberechnung finden Sie in unserem weiteren Beitrag zur Normfensterberechnung.

Fazit

Die Verbesserung der Fensterisolierung ist ein wichtiger Schritt zur Steigerung der Energieeffizienz und des Wohnkomforts. Es ist jedoch entscheidend, diese Maßnahme gut zu planen und mit anderen energetischen Sanierungsmaßnahmen wie der Wanddämmung und der Erstellung eines umfassenden Lüftungskonzepts abzustimmen. Durch eine ganzheitliche Betrachtung der Bauphysik Ihres Hauses können Sie sicherstellen, dass die Sanierung langfristig erfolgreich ist und das Risiko von Schimmelbildung minimiert wird.

Mit freundlichen Grüßen,

Ken Coman
Planungsbüro Coman

Literaturverweise

  1. Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP. (2021). Schimmelpilzbildung in Innenräumen – Ursachen und Präventionsmaßnahmen.
  2. Deutsche Energie-Agentur (dena). (2020). Leitfaden für energieeffiziente Gebäudesanierung.
  3. Bundesverband für Schimmelpilzsanierung e.V. (2021). Richtlinien zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung bei energetischen Sanierungen.
  4. DIN Deutsches Institut für Normung e.V. (2023). DIN 4108-7 und DIN 18542 – Abdichtungen im Bauwesen.
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