Technische und finanzielle Bewertung von Heizsystemlösungen für Immobilien mit 50 kW und 120 kW Heizbedarf
Einleitung
Dieser Bericht bietet eine detaillierte technische und finanzielle Analyse von drei gängigen Heizsystemkonfigurationen für Immobilien mit einer angenommenen Heizlast von 50 kW und, als Extrapolation, 120 kW: eine reine Gasheizung, ein Hybridsystem aus Gas und Wärmepumpe sowie ein reines Wärmepumpensystem. Ziel ist es, die erwarteten Anfangsinvestitionen und die voraussichtlichen Betriebskosten über einen Zeitraum von 10 Jahren zu bewerten. Dabei werden aktuelle Marktpreise, verfügbare Förderungen und erwartete Energiepreissteigerungen berücksichtigt, mit besonderem Augenmerk auf mögliche CO2-Strafen für Gas. Die Analyse berücksichtigt auch kritische Faktoren wie die Systemresilienz (Zuverlässigkeit und “Plan B”-Funktionalität), die Trinkwasserhygiene (Legionellenprävention) sowie den physischen Platzbedarf und die Installationskomplexität der Außeneinheiten. Ziel ist es, einen klaren, zugänglichen Vergleich für Immobilieneigentümer und Heizungsfachleute zu bieten, der die Bedeutung standortspezifischer Gegebenheiten hervorhebt.
Annahmen für die Fallstudie (50 kW Heizlast)
- Heizlast der Immobilie: 50 kW
- Jährlicher thermischer Energiebedarf: 100.000 kWh (thermische Energie für Heizung und Warmwasserbereitung)
- Energiepreise (Ausgangspunkt, Jahr 1):
- Erdgas: 0,13 € pro kWh
- Strom: 0,30 € pro kWh
- Leistungszahl der Wärmepumpe (COP): 3,5 (d.h. 1 kWh Stromverbrauch erzeugt 3,5 kWh Wärme)
- Jährliche Inflationsraten für Energiepreise (für 10-Jahres-Prognose):
- Strom: 3 %
- Erdgas: 6 % (3 % allgemeine Inflation + zusätzliche 3 %, die steigende CO2-Strafen und Anreize zur Abkehr von fossilen Brennstoffen widerspiegeln)
- Analysezeitraum: 10 Jahre
1. Reine Gasheizung (50 kW)
Systembeschreibung
Diese Lösung basiert ausschließlich auf einem modernen Erdgaskessel, um den gesamten Heizbedarf von 50 kW zu decken und Warmwasser zu liefern. Gaskessel sind hervorragend geeignet, um hohe Vorlauftemperaturen (z.B. 60-65°C) für Heizkörper zu liefern, was sie vollständig kompatibel mit bestehenden Hochtemperatur-Heizkörpersystemen macht, ohne dass Änderungen erforderlich sind. Sie können Warmwasser schnell auf die erforderlichen Temperaturen erhitzen, einschließlich der für die Legionellenprävention notwendigen Temperaturen (z.B. Speicherung des Warmwassers über 60°C). Dieses System benötigt keine externen Kompressoreinheiten, was den Platzbedarf im Außenbereich vereinfacht.
Erwartete Kosten
- Anfangsinvestition:
- Geschätzte Installationskosten (50 kW Gaskessel & Systemintegration): 35.000 €
- Fördergelder: 0 € (Derzeit gibt es keine nennenswerten Förderungen für reine Gasheizungen aufgrund umweltpolitischer Ziele.)
- Netto-Anfangskosten: 35.000 €
- Jährliche Betriebskosten (Energie)
- Jährlicher Gasbedarf: 100.000 kWh
- Energiekosten Jahr 1: 100.000 kWh * 0,13 €/kWh = 13.000 €
- Prognostizierte 10-Jahres-Energiekosten: 171.520 € (Berechnet mit 6 % jährlicher Inflation.)
2. Hybridheizung (Gaskessel + Wärmepumpe, 50 kW)
Systembeschreibung
Dieses System kombiniert intelligent einen kleineren Gaskessel mit einer Wärmepumpe, um den Heizbedarf von 50 kW zu decken. Die Wärmepumpe wird typischerweise für die Grundlastheizung und mildere Bedingungen priorisiert, deckt 65 % des jährlichen Wärmebedarfs ab und nutzt ihre höhere Effizienz (COP 3,5). Der Gaskessel (deckt 35 %) liefert zusätzliche Wärme während Spitzenlastzeiten, sehr kalten Perioden und ist äußerst effektiv für die schnelle Warmwasserbereitung, wodurch problemlos Temperaturen über 60°C zur Legionellenprävention erreicht werden. Ein entscheidender Vorteil des Hybridsystems ist seine integrierte Redundanz (“Plan B”) für das gesamte System: Der Gaskessel kann die volle Heizlast übernehmen, falls die Wärmepumpe Probleme hat, was eine kontinuierliche Heiz- und Warmwasserversorgung gewährleistet. Für einen Heizbedarf von 50 kW kann der Wärmepumpenanteil eines Hybridsystems zudem oft durch eine einzige, kompaktere Außeneinheit abgedeckt werden, was den Platzbedarf im Außenbereich und die Installation im Vergleich zu einem reinen Wärmepumpensystem dieser Größe vereinfacht.
Erwartete Kosten
- Anfangsinvestition:
- Geschätzte Gaskesselkosten: 35.000 €
- Geschätzte Wärmepumpenkosten: 50.000 €
- Geschätzte Gesamtinstallationskosten: 85.000 €
- Berechnung der Fördergelder (Bandbreite):
- Die effektive Förderquote für die Gesamtkosten des Hybridsystems liegt typischerweise zwischen 22,75 % und 32,5 %.
- Geschätzte Fördergelder: (85.000 € * 0,2275) bis (85.000 € * 0,325) = 19.337,50 € bis 27.625 €
- Netto-Anfangskosten (Bandbreite): (85.000 € – 27.625 €) bis (85.000 € – 19.337,50 €) = 57.375 € bis 65.662,50 €
- Jährliche Betriebskosten (Energie)
- Wärmepumpenanteil (65 % des thermischen Gesamtbedarfs):
- Energiekosten Jahr 1 Strom: 18.571,43 kWh * 0,30 €/kWh = 5.571,43 €
- Gaskesselanteil (35 % des thermischen Gesamtbedarfs):
- Energiekosten Jahr 1 Gas: 35.000 kWh * 0,13 €/kWh = 4.550 €
- Gesamt-Energiekosten Jahr 1: 5.571,43 € + 4.550 € = 10.121,43 €
- Prognostizierte 10-Jahres-Energiekosten: 122.546 € (Berechnet mit 3 % jährlicher Strominflation und 6 % Gasinflation.)
- Wärmepumpenanteil (65 % des thermischen Gesamtbedarfs):
3. Reines Wärmepumpensystem (50 kW)
Systembeschreibung
Diese Lösung nutzt ausschließlich eine Wärmepumpe, um den gesamten Heizbedarf von 50 kW zu decken und Warmwasser zu liefern. Um die Effizienz der Wärmepumpe zu maximieren und die angegebene Leistungszahl (COP) von 3,5 zu erreichen, werden diese Systeme optimalerweise für niedrigere Vorlauftemperaturen (z.B. 35-45°C) ausgelegt. Dies erfordert oft größere Heizkörper oder Fußbodenheizungen in Bestandsgebäuden. Die Bereitstellung hoher Warmwassertemperaturen (z.B. 60°C oder mehr zur Legionellenprävention) mit einer Wärmepumpe kann zu einem temporären Effizienzverlust führen (da der COP bei höheren Temperaturen sinkt) oder eine elektrische Zusatzheizung im Warmwasserspeicher erfordern, was den Stromverbrauch für Warmwasser erhöht. Bei einem Heizbedarf von 50 kW erfordert eine reine Wärmepumpenlösung oft eine Kaskadierung mehrerer Außeneinheiten (z.B. 2 bis 4 Einheiten). Während diese Kaskade eine gewisse Teilschutzfunktion bietet (fällt eine Einheit aus, können die anderen mit reduzierter Leistung weiterarbeiten), bietet sie keine vollständige Systemabsicherung wie ein Gaskessel. Sie erfordert erheblich mehr Platz im Außenbereich für die Installation und spezielle Fundamente, was die Komplexität, die Kosten und möglicherweise die optische Beeinträchtigung der Immobilie erhöht.
Erwartete Kosten
- Anfangsinvestition:
- Geschätzte Installationskosten Wärmepumpe (für 50 kW Heizbedarf, inkl. mehrerer Außeneinheiten, größerem Warmwasserspeicher und ggf. Pufferspeicher): 100.000 €
- Geschätzte Kosten für Heizkörperaustausch/-anpassung (zur effizienten Nutzung bei niedrigeren Vorlauftemperaturen): 20.000 €
- Gesamt-Brutto-Anfangskosten Projekt: 120.000 €
- Berechnung der Fördergelder (Bandbreite):
- Förderungen für reine erneuerbare Heizsysteme sind typischerweise am großzügigsten und liegen zwischen 35 % und 50 % der förderfähigen Kosten.
- Geschätzte Fördergelder: (120.000 € * 0,35) bis (120.000 € * 0,50) = 42.000 € bis 60.000 €
- Netto-Anfangskosten (Bandbreite): (120.000 € – 60.000 €) bis (120.000 € – 42.000 €) = 60.000 € bis 78.000 €
- Jährliche Betriebskosten (Energie)
- Gesamte thermische Wärmeabgabe: 100.000 kWh
- Stromverbrauch: 100.000 kWh / 3,5 (COP) = 28.571,43 kWh elektrisch
- Energiekosten Jahr 1 Strom: 28.571,43 kWh * 0,30 €/kWh = 8.571,43 €
- Prognostizierte 10-Jahres-Energiekosten: 98.062 € (Berechnet mit 3 % jährlicher Inflation.)
Zusammenfassung der erwarteten Kosten (50 kW Heizlast – Anfangs- und 10-Jahres-Gesamtkosten)
Merkmal | Reine Gasheizung | Hybridsystem | Reines Wärmepumpensystem |
---|---|---|---|
Anfangskosten | |||
Systeminstallation | 35.000 € | 85.000 € | 100.000 € |
Heizkörper-/Systemanpassung | 0 € | 0 € | 20.000 € |
Gesamt-Brutto-Anfangskosten | 35.000 € | 85.000 € | 120.000 € |
Förderbetrag | 0 € | 19.338 € – 27.625 € | 42.000 € – 60.000 € |
Netto-Anfangskosten | 35.000 € | 57.375 € – 65.663 € | 60.000 € – 78.000 € |
Energiekosten | |||
Energiekosten Jahr 1 | 13.000 € | 10.121 € | 8.571 € |
Prognostizierte 10-Jahres-Energiekosten | 171.520 € | 122.546 € | 98.062 € |
Gesamtkosten über 10 Jahre | |||
(Netto-Anfangs- + 10-Jahres-Energie) | 206.520 € | 179.921 € – 188.209 € | 158.062 € – 176.062 € |
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Extrapolation auf eine größere Installation: 120 kW Heizlast
Betrachten wir nun ein größeres Szenario, z.B. ein Mehrfamilienhaus mit 20 Wohneinheiten und einem gesamten Heizlast von 120 kW. Dies entspricht einem Skalierungsfaktor von 2,4 für den Energiebedarf. Für die Anfangskosten verwenden wir einen konservativeren Skalierungsfaktor von 2,0, um mögliche Skaleneffekte bei größeren Installationen zu berücksichtigen, da einige Kosten nicht streng linear mit der Kapazität steigen dürften.
Skalierungsfaktor Energiebedarf: 120 kW / 50 kW = 2,4 Skalierungsfaktor Anfangskosten: 2,0
Neuer jährlicher thermischer Energiebedarf: 100.000 kWh * 2,4 = 240.000 kWh
Extrapolierte Anfangs- und Energiekosten (120 kW Heizlast)
- Reine Gasheizung (120 kW):
- Geschätzte Installationskosten: 35.000 € * 2,0 = 70.000 €
- Netto-Anfangskosten: 70.000 €
- Energiekosten Jahr 1: (13.000 € * 2,4) = 31.200 €
- Prognostizierte 10-Jahres-Energiekosten (6 % Gasinflation): (171.520 € * 2,4) = 411.648 €
- Gesamtkosten über 10 Jahre: 481.648 €
- Hybridheizung (120 kW):
- Geschätzte Installationskosten: 85.000 € * 2,0 = 170.000 €
- Förderbetrag (Bandbreite 22,75 % – 32,5 %): (170.000 € * 0,2275) bis (170.000 € * 0,325) = 38.675 € bis 55.250 €
- Netto-Anfangskosten (Bandbreite): (170.000 € – 55.250 €) bis (170.000 € – 38.675 €) = 114.750 € bis 131.325 €
- Energiekosten Jahr 1: (10.121 € * 2,4) = 24.290,40 €
- Prognostizierte 10-Jahres-Energiekosten (3 % Strom, 6 % Gasinflation): (122.546 € * 2,4) = 294.110,40 €
- Gesamtkosten über 10 Jahre (Bandbreite): (114.750 € + 294.110,40 €) bis (131.325 € + 294.110,40 €) = 408.860,40 € bis 425.435,40 €
- Reines Wärmepumpensystem (120 kW):
- Geschätzte Installationskosten (inkl. mehrerer Kaskaden): 100.000 € * 2,0 = 200.000 €
- Geschätzte Kosten für Heizkörperaustausch/-anpassung: 20.000 € * 2,0 = 40.000 €
- Gesamt-Brutto-Anfangskosten Projekt: 200.000 € + 40.000 € = 240.000 €
- Förderbetrag (Bandbreite 35 % – 50 %): (240.000 € * 0,35) bis (240.000 € * 0,50) = 84.000 € bis 120.000 €
- Netto-Anfangskosten (Bandbreite): (240.000 € – 120.000 €) bis (240.000 € – 84.000 €) = 120.000 € bis 156.000 €
- Energiekosten Jahr 1: (8.571 € * 2,4) = 20.570,40 €
- Prognostizierte 10-Jahres-Energiekosten (3 % Strominflation): (98.062 € * 2,4) = 235.348,80 €
- Gesamtkosten über 10 Jahre (Bandbreite): (120.000 € + 235.348,80 €) bis (156.000 € + 235.348,80 €) = 355.348,80 € bis 391.348,80 €
Zusammenfassung der erwarteten Kosten (120 kW Heizlast – Anfangs- und 10-Jahres-Gesamtkosten)
Merkmal | Reine Gasheizung | Hybridsystem | Reines Wärmepumpensystem |
---|---|---|---|
Anfangskosten | |||
Systeminstallation | 70.000 € | 170.000 € | 200.000 € |
Heizkörper-/Systemanpassung | 0 € | 0 € | 40.000 € |
Gesamt-Brutto-Anfangskosten | 70.000 € | 170.000 € | 240.000 € |
Förderbetrag | 0 € | 38.675 € – 55.250 € | 84.000 € – 120.000 € |
Netto-Anfangskosten | 70.000 € | 114.750 € – 131.325 € | 120.000 € – 156.000 € |
Energiekosten | |||
Energiekosten Jahr 1 | 31.200 € | 24.290 € | 20.570 € |
Prognostizierte 10-Jahres-Energiekosten | 411.648 € | 294.110 € | 235.349 € |
Gesamtkosten über 10 Jahre | |||
(Netto-Anfangs- + 10-Jahres-Energie) | 481.648 € | 408.860 € – 425.435 € | 355.349 € – 391.349 € |
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Fazit und Empfehlungen
Diese umfassende Analyse, die nun auf Heizlasten von 50 kW und 120 kW ausgeweitet wurde, bietet einen klaren finanziellen und praktischen Überblick über die Heizsystemoptionen. Dabei werden Energiepreisentwicklungen, Förderungen und entscheidende Betriebsmerkmale wie Platzbedarf und Systemresilienz berücksichtigt.
Reine Gasheizung
- Analyse: Bleibt die günstigste Option in Bezug auf die Anfangsinvestition für beide Größenordnungen (35.000 € für 50 kW, 70.000 € für 120 kW). Die extrem hohen und schnell steigenden 10-Jahres-Energiekosten (171.520 € für 50 kW, 411.648 € für 120 kW) machen sie jedoch langfristig finanziell unhaltbar. Die fortgesetzte Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, kombiniert mit fehlenden Förderungen und steigenden CO2-Strafen, positioniert sie als nicht zukunftssichere Wahl. Ihre Einfachheit und der geringe Platzbedarf sind die einzigen verbleibenden Vorteile, die aber durch die langfristigen finanziellen und ökologischen Belastungen bei Weitem aufgewogen werden.
Hybridheizung (Gaskessel + Wärmepumpe)
- Analyse: Die finanziellen und praktischen Vorteile dieser Lösung treten bei der 120 kW-Skala noch deutlicher hervor.
- Investition: Die Netto-Anfangskosten (57.375 € – 65.663 € für 50 kW, 114.750 € – 131.325 € für 120 kW) sind sehr wettbewerbsfähig oder sogar geringer als bei der reinen Wärmepumpe, insbesondere unter Berücksichtigung der zusätzlichen Systemanpassungskosten der reinen Wärmepumpe.
- Betriebskosten: Deutlich niedriger als bei reiner Gasheizung (122.546 € für 50 kW, 294.110 € für 120 kW) und nur moderat höher als bei reiner Wärmepumpe, ohne die hohen Fixkosten umfangreicher Heizkörperaustausche.
- Flexibilität und “Plan B” (Redundanz): Dies ist ein entscheidender Faktor für beide Größenordnungen, aber besonders für Mehrfamilienhäuser (120 kW). Der Gaskessel bietet eine unschätzbare Absicherung bei Wartungsarbeiten oder Ausfällen der Wärmepumpe und gewährleistet eine unterbrechungsfreie Wärme- und Warmwasserversorgung für die Bewohner. Dies sorgt für eine robuste Systemresilienz.
- Trinkwarmwasser: Effiziente Bereitstellung hoher Trinkwarmwassertemperaturen zur Legionellenprävention, ein wichtiger Hygienefaktor für größere Objekte.
- Platzbedarf im Außenbereich (entscheidend bei 120 kW): Dies ist ein signifikanter praktischer Vorteil des Hybridsystems. Während eine 50 kW reine Wärmepumpe bereits mehrere Außeneinheiten erfordern kann, würde eine 120 kW reine Wärmepumpe eine sehr große Kaskade von Einheiten benötigen, was erheblichen Platzbedarf, komplexe Fundamentarbeiten und erhebliche optische/akustische Beeinträchtigungen mit sich bringt. Das Hybridsystem, durch die Nutzung einer kleineren Wärmepumpenkomponente, kann oft mit einer einzigen, handlicheren Außeneinheit (oder weniger als bei einem reinen Wärmepumpensystem) auskommen, was die Herausforderungen in Bezug auf Platz, Fundament und Optik erheblich reduziert.
Reines Wärmepumpensystem
- Analyse: Bietet zwar die niedrigsten 10-Jahres-Energiekosten (98.062 € für 50 kW, 235.349 € für 120 kW), aber die Brutto-Anfangsinvestition ist am höchsten (120.000 € für 50 kW, 240.000 € für 120 kW vor Förderungen und Heizkörperkosten).
- Heizkörperanpassungen: Die Kosten für den Heizkörperaustausch sind erheblich (20.000 € für 50 kW, 40.000 € für 120 kW) und bedeuten umfangreiche Renovierungsarbeiten.
- Platzbedarf im Außenbereich (kritisch bei 120 kW): Dies bleibt die größte praktische Hürde. Die Implementierung eines 120 kW reinen Wärmepumpensystems würde wahrscheinlich eine sehr große Ansammlung von Außeneinheiten (z.B. 6-8 oder mehr große Kompressoren) erfordern. Eine Kaskade bietet zwar eine gewisse Risikostreuung (fällt eine Einheit aus, können andere weiterarbeiten), sie bietet jedoch keine vollständige Systemabsicherung in gleicher Weise wie ein separater Gaskessel. Der schiere physische Platzbedarf für solche Kaskaden kann an vielen Standorten unüberwindbar sein und potenziell die Fläche von zwei oder mehr Parkplätzen beanspruchen.
- Keine volle Redundanz: Die einzelne primäre Wärmequelle (Wärmepumpe) bedeutet, dass ein umfassender Systemausfall die Immobilie vollständig ohne Heizung zurücklässt, bis Reparaturen abgeschlossen sind, was ein erhebliches Risiko darstellt, insbesondere für Mehrfamilienhäuser.
Gesamt-Empfehlungen
- Reine Gasheizung: Nicht empfohlen für Neuinstallationen oder größere Sanierungen, weder bei 50 kW noch bei 120 kW Heizbedarf. Ihre finanziellen und ökologischen Belastungen, verstärkt durch steigende CO2-Strafen, überwiegen ihren anfänglichen Kostenvorteil bei Weitem.
- Reines Wärmepumpensystem: Dies ist die ideale Wahl für Neubauten oder umfassend sanierte Immobilien (insbesondere solche mit Niedertemperatur-Verteilsystemen wie Fußbodenheizungen), bei denen ausreichend Platz im Außenbereich vorhanden ist und das Budget die höchste Anfangsinvestition zulässt. Für Bestandsgebäude, insbesondere bei 120 kW, machen die erheblichen Kosten und der Aufwand für den Heizkörperaustausch, gepaart mit dem enormen Platzbedarf im Außenbereich und dem Fehlen einer vollen Redundanz, sie zu einer anspruchsvollen Option.
- Hybridheizung: Diese Lösung erweist sich als die pragmatischste, finanziell vernünftigste und robusteste Option für Bestandsimmobilien, insbesondere bei größeren Heizleistungen (wie 120 kW).
- Sie bietet ein überzeugendes Gleichgewicht zwischen überschaubaren Netto-Anfangskosten (oft wettbewerbsfähig oder besser als reine Wärmepumpen nach Abzug der Förderungen) und erheblichen langfristigen Energieeinsparungen.
- Die “Plan B”-Redundanz ist von unschätzbarem Wert, um die Heizsicherheit zu gewährleisten, ein entscheidender Aspekt für Mehrfamilienhäuser.
- Die Fähigkeit, Warmwasser effizient und hygienisch (Legionellenprävention) bereitzustellen, ist ein wichtiger praktischer Vorteil.
- Am wichtigsten für größere Bedarfe: Der Hybridansatz ermöglicht die Verwendung einer kleineren, oft einzelnen, Außeneinheit für die Wärmepumpe, was die Herausforderungen im Zusammenhang mit physischem Platzbedarf, Lärm und Installationskomplexität, die eine Mehrkaskaden-Wärmepumpe mit sich bringen würde, erheblich reduziert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für Immobilien mit 50 kW Heizlast und noch mehr für größere Installationen wie das Beispiel des 120 kW Mehrfamilienhauses das Hybridsystem das optimale “Gleichgewicht” bietet. Es stellt eine robuste, effiziente und zukunftssichere Heizlösung dar, die die Nachteile sowohl der reinen Gasheizung (hohe Betriebskosten, Umweltauswirkungen) als auch der reinen Wärmepumpe (hohe Brutto-Anfangskosten, umfangreiche Systemüberholungen, erheblicher Platzbedarf im Außenbereich, einzelner Ausfallpunkt) effektiv mindert. Das Hybridsystem bietet einen überzeugenden und finanziell klugen Weg zur Dekarbonisierung, während es Heizsicherheit, praktische Installation und langfristige Betriebssicherheit gewährleistet.
Anhang: Wie entwickeln sich die Kosten über 20 Jahre?
Um ein vollständiges Bild der langfristigen finanziellen Auswirkungen zu erhalten, haben wir unsere Modellierung auf einen Zeitraum von 20 Jahren erweitert. Es ist wichtig zu betonen, dass dies eine akademische Übung ist. Die tatsächlichen Kosten über einen so langen Zeitraum können aufgrund unvorhergesehener Schwankungen auf den Energiemärkten drastisch variieren. Diese Prognose dient lediglich dazu, die potenzielle Größenordnung der Unterschiede aufzuzeigen, wenn die angenommenen Inflationstrends anhalten.
Wir verwenden weiterhin die gleichen jährlichen Inflationsraten für Energiepreise:
- Strom: 3 %
- Erdgas: 6 %
Die Anfangsinvestitionen (Netto-Anfangskosten) bleiben natürlich gleich. Die Energiekosten werden neu über 20 Jahre berechnet.
Detaillierte Berechnung der 20-Jahres-Energiekosten
Die 20-Jahres-Energiekosten werden berechnet, indem die jährlichen Energiekosten jedes Systems über zwei Jahrzehnte summiert werden, wobei die jeweiligen jährlichen Inflationsraten angewendet werden.
Formel für die jährlichen Kosten (Jahr N): KostenJahrN=KostenJahr1×(1+Inflationsrate)(N−1)
Gesamtkosten über 20 Jahre: ∑N=120KostenJahrN
Extrapolierte Kosten über 20 Jahre (50 kW Heizlast)
Merkmal | Reine Gasheizung | Hybridsystem (Gas + WP) | Reines Wärmepumpensystem |
---|---|---|---|
Netto-Anfangskosten (Range) | 35.000 € | 57.375 € – 65.663 € | 60.000 € – 78.000 € |
Energiekosten | |||
Prognostizierte 20-Jahres-Energiekosten | 599.988 € | 372.486 € | 267.432 € |
Gesamtkosten über 20 Jahre | |||
(Netto-Anfangs- + 20-Jahres-Energie) | 634.988 € | 429.861 € – 438.149 € | 327.432 € – 345.432 € |
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Extrapolierte Kosten über 20 Jahre (120 kW Heizlast)
Merkmal | Reine Gasheizung | Hybridsystem (Gas + WP) | Reines Wärmepumpensystem |
---|---|---|---|
Netto-Anfangskosten (Range) | 70.000 € | 114.750 € – 131.325 € | 120.000 € – 156.000 € |
Energiekosten | |||
Prognostizierte 20-Jahres-Energiekosten | 1.439.971 € | 893.966 € | 641.837 € |
Gesamtkosten über 20 Jahre | |||
(Netto-Anfangs- + 20-Jahres-Energie) | 1.509.971 € | 1.008.716 € – 1.025.291 € | 761.837 € – 797.837 € |
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Fazit zur 20-Jahres-Betrachtung
Die Erweiterung der Kostenprognose auf 20 Jahre verstärkt die bereits im Hauptbericht dargestellten Trends erheblich:
- Reine Gasheizung: Die reinen Gaskosten explodieren förmlich. Für eine 120 kW-Anlage liegen die prognostizierten Gesamtkosten über 20 Jahre bei über 1,5 Millionen Euro, was die finanzielle Untragbarkeit dieses Systems in einem von CO2-Preisen beeinflussten Markt verdeutlicht. Selbst bei der geringsten Anfangsinvestition ist es die mit Abstand teuerste Lösung auf lange Sicht.
- Hybridsystem: Das Hybridsystem behält seine starke Position bei. Es zeigt weiterhin eine signifikante Kosteneinsparung gegenüber der reinen Gasheizung (fast eine halbe Million Euro Unterschied bei 120 kW über 20 Jahre) und liegt im Bereich der reinen Wärmepumpe, wenn man die höheren Anfangskosten und Anpassungen der Wärmepumpe berücksichtigt. Seine Resilienz und der geringere Platzbedarf bleiben entscheidende Vorteile, deren Wert über 20 Jahre noch steigt.
- Reines Wärmepumpensystem: Dieses System bestätigt seine Position als kostengünstigste Lösung über einen langen Zeitraum, insbesondere bei 120 kW, wo die Gesamtbetriebskosten fast 250.000 € unter denen des Hybridsystems liegen können (im günstigsten Fall). Die Herausforderung bleiben hier die hohen Anfangsinvestitionen und die praktischen Hürden (Platzbedarf, Systemanpassungen), die sich in absoluten Zahlen über 20 Jahre natürlich noch mehr summieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die 20-Jahres-Perspektive macht die dringende Notwendigkeit einer Abkehr von reinen Gasheizungen aus finanzieller Sicht unmissverständlich deutlich. Sie untermauert, dass sowohl Hybrid- als auch reine Wärmepumpensysteme enorme langfristige Einsparungen bieten. Die Wahl zwischen Hybrid und reiner Wärmepumpe hängt dann noch stärker von den spezifischen Gegebenheiten des Standortes ab – ob der notwendige Platz für die Außeneinheiten und die Bereitschaft für umfangreiche Umbauten vorhanden sind oder ob die Vorteile der Redundanz und des geringeren Platzbedarfs eines Hybridsystems überwiegen.
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